Die Untersuchung – Kapitel 6

Liv führt mich an er Leine zurück in den Hauptraum, wo Fabian und Lenia auf der Couch sitzen und sich wie zwei alte Freunde unterhalten.

Fabian kommt mir entgegen und drückt mir einen Kuss auf die Stirn.

„Ich bin so stolz auf dich, meine Kleine. Das muss belohnt werden, findest du nicht?“

Stolz schaue ich ihn an und nicke schnell. Bei Belohnungen sage ich schließlich nicht nein.

Grinsend drückt er mich ein Kinder Überraschungsei in die Hand und schiebt mich zur Couch. „Du hast 3 Minuten, um es zusammenzubauen. Die Zeit läuft ab jetzt.“

Ich habe keine Ahnung, was er plant, habe im Laufe unserer Beziehung allerdings gelernt, dass ich mich bei solchen Befehlen besser beeilen sollte. Ich laufe schnell zur Couch, um das Ei auf dem kleinen Tischchen daneben auszupacken. Liv ist so überrascht von meinem Lossprinten, dass ihr die Leine aus der Hand rutscht.

Mit zittrigen Fingern löse ich die Alufolie um die zarte Schokolade, ploppe die Schokoladenhälften auseinander und lege das gelbe Ei frei. Natürlich wehrt es sich gegen meine Bemühungen und möchte erst nach einigen Sekunden eifrigen Drückens seinen Inhalt freigeben.

Mir fallen unzählige Kleinteile entgegen.

„Oh nein!“, ruf ich und krabbele unter den Tisch, um die heruntergefallenen Teile zu suchen.

„Zwei Minuten noch, Kim“, sagt Fabian, der das Ganze belustigt beobachtet.

„Ich mach ja schon“, murmele ich und probiere krampfhaft, die kleine Anleitung zu entziffern. Offensichtlich soll ich einen Traktor bauen. Schnell habe ich die Achsen gefunden und an die richtige Stelle des Spielzeuges gedrückt. Rad 1-3 sind auch in Sekundenschnelle angebaut. Ich kann Rad 4 nicht finden und beginne erstmal, die Aufkleber auf dem Mini-Spielzeug anzubringen.

„Noch 60 Sekunden, Kim.“

„Ja ja. Das schaff ich, nur noch die Aufkleber und das eine Rad“, rede ich mehr mit mir als mit ihm.

Die Aufkleber sind schnell fertig geklebt, aber das dumme Rad ist immer noch weg.

Nackt krabbele ich auf dem Boden rum und probiere im Dämmerlicht das vermisste Teil zu finden, als meine Hand auf einmal gegen etwas hartes rundes stößt.

„Hah, ich hab‘s“, rufe ich und recke triumphierend meinen Arm nach oben. Ich drücke das Rad schnell in den Spielzeugtraktor und präsentiere ihn ganz stolz Fabian, in dem Moment als der Wecker klingelt.

„Geschafft! Was bekomme ich jetzt?“, frage ich sichtlich zufrieden mit mir selbst.

„Ich will dir ja die Stimmung nicht versauen Kim, aber da fehlt der Fahrer“, erklärt mir Fabian.

„Was denn für ein Fahrer?“, frage ich ihn irritiert.

„Schau hier auf der Anleitung ist ein Fahrer“, erklärt mir Fabian und hält mir den Mini-Zettel vor die Nase.

„Du verarschst mich doch“, sage ich und gehe mit dem Zettel endlich mal auf die helle Seite des Raums. Verdattert lass ich den Zettel sinken. Da ist wirklich ein Fahrer abgebildet. „Tja, der liegt dann wohl noch irgendwo unter der Couch“, bringe ich enttäuscht hervor.

Fabian tritt hinter mich, legt seine Hände auf meine Schulter und schiebt mich in Richtung des Strafbocks.

„Dann geht’s jetzt hier für dich weiter.“

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