Die Untersuchung – Kapitel 2
Einige Zeit später biegt Fabian in einen unebenen Weg ein und drosselt das Tempo deutlich. Ich werde auf meinem Sitz hin und her geschleudert und mir wird ein bisschen schlecht.
Gott sei Dank kommt das Auto kurz darauf zum Stehen. Fabian steigt, ohne ein Wort zu sagen, aus und dieses Mal dauert es eine Weile, bis er zu mir zurückkommt.
Ich höre das Klicken der Tür und zucke zusammen.
„Ich bin‘s,“ sagt er und legt mir seine Hand auf die Schulter.
„Komm, ich führe dich hinein.“
Desorientiert lasse ich mich von ihm in der Dunkelheit führen. Ich merke den unebenen Boden unter meinen Schuhen. Es fühlt und hört sich an wie Kies. Langsam schiebt er mich vorwärts, bis wir an einer kleinen Stufe ankommen, die er ankündigt.
Ich mache einen großen Schritt und stehe auf einmal wieder auf einem festen Boden. Er schiebt mich weiter geradeaus und ich höre das Quietschen einer Tür, die hinter uns ins Schloss fällt.
„Ah Fabian, wie schön, dass du es endlich mal wieder zu uns geschafft hast“, begrüßt ihn eine Frauenstimme. Wie angewurzelt bleibe ich stehen, doch die zwei unterhalten sich einfach, als wäre ich nicht da.
„Hi Liv. Ich weiß, tut mir leid, aber es war viel zu tun.“
„Ich versteh schon“, höre ich sie grinsen. „Ich schau mal, ob Lenia schon bereit für euch ist. Du hast eine volle Untersuchung gebucht, nicht wahr?“
„Genau“ antwortet Fabian.
Volle Untersuchung? Was soll das bitte heißen? Ich bin verwirrt. Ist das eine Art Praxis hier?
„Lenia wartet schon auf euch. Du weißt ja, wo es lang geht“, höre ich Liv sagen, als Fabian mich auch schon weiterschiebt.
Untersuchung. Er wird doch nicht? Wie angewurzelt bleibe ich stehen. Eine vergessene Erinnerung arbeitet sich in meinem Unterbewusstsein empor. In leicht angetrunkenem Zustand habe ich ihm einmal gestanden, dass ich gerne einmal Medical Play ausprobieren würde. Ich habe ihm gestanden, dass mich die Erniedrigung und die körperliche Unfähigkeit, mich zu wehren reizt, dass ich es gern einmal erfahren würde, wie es sich anfühlt, wenn andere über mich und meinen Körper verfügen.
„Achtung, jetzt geht es treppab“, informiert mich Fabian und hält mich fest am Arm, während ich probiere, mich in der Dunkelheit auf der Treppe zu orientieren.
Auf gerader Fläche angekommen, schiebt er mich wieder durch eine Tür in einen Raum hinein.
„Fabian! Welch seltene Überraschung in meiner Praxis“, höre ich eine weibliche Stimme sagen.
Praxis. Er hat es wirklich getan.
Lenia ist wahrscheinlich eine Domina, die auf Medical Play spezialisiert ist. Mit dieser Erkenntnis schlägt mein Herz gleich um einiges schneller.
Ich höre Kleidung rascheln und stelle mir vor, wie die zwei sich umarmen.
„Mensch Lenia, gut siehst du aus. Ich verspreche schon jetzt, wieder öfter vorbeizukommen“, sagt er.
„Na das hoffe ich doch“, antwortet sie. „Das hier ist sie also?“, spricht sie weiter.
„Ja, es ist Zeit für eine volle Untersuchung von ihr. Wem könnte ich sie besser anvertrauen als dir?“
Reden die etwa über mich? Ich grummele laut vor mich hin und probiere, mich aus seinem Griff zu lösen, doch er hält mich weiter fest.
„Oh, sie hat Feuer“, bemerkt Lenia und legt mir ihre Hand auf die Schulter. Sie drückt mir kurz die Schulter und ich kann ihren Geruch wahrnehmen. Sie riecht nach Vanille und Kokos, sehr angenehm.
„Ich rufe eben Liv runter und dann können wir anfangen. Du kannst dich schonmal auf die Couch da drüben setzen“, sagt Lenia.
Fabian zieht mich an sich und drückt mir einen Kuss auf Stirn. „Genieß es, Kim. Das ist deine Belohnung!“
Ich höre, wie er sich von mir abwendet und einfach davon geht. Ich strecke noch meine verbundenen Arme nach ihm aus, bekomme ihn aber nicht mehr zu fassen.